Grundkurs Wirtschaft

für Wirtschaftsinformatiker

5.1 Einführung in die Investitionsrechnung

Autoren: Peter Paic & Julian Schopp

Ein Unternehmer muss in seinem geschäftlichen Alltag eine Vielzahl von Entscheidungen treffen. Nicht wenige dieser Entscheidungen sind mit der Frage verbunden, ob für eine Maßnahme Geld ausgegeben werden soll.

Wird die alte Druckstraße weitergenutzt oder soll eine neue, leistungsstärkere, aber auch teurere Druckstraße angeschafft werden? Sollen die Dienstwagen im Fuhrpark gekauft oder doch eher geleast werden?

Zahlt es sich aus, einen gewissen Geldbetrag in die Erneuerung der Klimaanlage des Rechenzentrums zu stecken oder die alte Anlage weiter zu betreiben?

Um den Unternehmer in diesen Situationen nicht mit seinem Bauchgefühl und seinem Erfahrungsschatz allein zu lassen, unterstützt ihn die Investitionsrechnung.

Sie bietet Berechnungsverfahren an, anhand derer ermittelt werden kann, ob sich eine Investition lohnt und welche mehrerer Investitionsalternativen für den Unternehmer vorteilhaft ist.
Bevor die einzelnen Verfahren der Investitionsrechnung vorgestellt werden, wird im ersten Schritt die Frage beantwortet, was genau eine Investition ist.

Eine Investition ist der Einsatz finanzieller Mittel in der Absicht, mit dem Mitteleinsatz einen höheren Geldrückfluss zu einem späteren Zeitpunkt zu erreichen (Wöhe und Döring 2010, S. 520).
Das heißt: Mit dem Einsatz der Finanzmittel verspricht sich der Unternehmer in Zukunft mehr Geld zurückzuerhalten.

Die Investition beginnt also mit einer Auszahlung für die Beschaffung des Investitionsgutes. Durch die Nutzung des Investitionsgutes sollen Einnahmen erzielt werden. Eine Investition ist dabei immer mit einer Entscheidung verknüpft.

Die Alternativen können hierbei lauten, entweder eine Investition zu tägigen oder ebendiese Investition nicht zu tätigen (Beurteilung einer Einzelinvestition), eine vorhandenes Anlagegut durch ein neues Anlagegut zu ersetzten (Ersatzvergleich) oder aber von den Auswahlmöglichkeiten A, B und C sich für die Investitionsalternative C zu entscheiden (Alternativenvergleich).

Die Entscheidung für eine Investition geht dabei einher mit der Entscheidung, die eingesetzten Finanzmittel keinem anderen Verwendungszweck zuzuführen.

Die Investitionsrechnung kann dabei in Vorbereitung der Investition (Planung), während der Realisierung oder zum Abschluss einer Maßnahme (Erfolgskontrolle) durchgeführt werden.

Investitionen können dabei nach Art der beschafften Güter in Real- und Finanzinvestitionen sowie immaterielle Investitionen unterteilt werden. Realinvestitionen sind Ausgaben für die Anschaffung dinglicher Güter, wie zum Beispiel ein Gebäude oder eine Maschine.

Realinvestitionen lassen sich weiter in Sachinvestitionen und immaterielle Investitionen unterteilen. Immaterielle Investitionen sind beispielsweise Ausgaben für Forschung und Entwicklung.

Finanzinvestitionen sind beispielsweise Ausgaben für Wertpapiere und Ähnliches. Vermögensbezogen ist eine weitere Unterteilung, wie im folgenden Schaubild dargestellt, möglich.

Realinvestitionen lassen sich wiederrum nach ihrer Zwecksetzung untergliedern in:

  • Gründungsinvestitionen, 
  • Erweiterungsinvestitionen, 
  • Rationalisierungsinvestitionen und 
  • Ersatzinvestitionen

wobei eine Abgrenzung nicht immer trennscharf erfolgen kann.

Abbildung 46: Vermögensbezogene Unterscheidung von Investitionsgütern

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Gadatsch und Tiemeyer 2007, S. 453.

Mittels der Investitionsrechnung soll festgestellt werden, ob eine Investition vorteilhaft ist. Hierbei wird zwischen einer absoluten und einer relativen Vorteilhaftigkeit unterschieden.

Eine Investition ist absolut vorteilhaft, wenn sie bei der Abwägung zwischen „investieren“ oder „nicht investieren“ zu der Entscheidung führt, die Investition durchzuführen.

Eine Investition ist relativ vorteilhaft, wenn eine Investitionsmöglichkeit anderen alternativen Investitionsmöglichkeiten vorzuziehen ist (Götze 2008, S. 47).

Zur Ermittlung der Vorteilhaftigkeit wird für die Aus- und Einzahlung während der Nutzungsdauer der Investition mit Durchschnittswerten je Abrechnungsperiode (statische Methoden) oder genauen Periodenwerten (dynamische Methoden) gerechnet.

Für die Investition wird mit einem kalkulatorischen Zinssatz gerechnet, der der zu erwartenden Verzinsung des Kapitals, das sich üblicherweise an den Finanzierungsverhältnissen am Fremdkapitalmarkt orientiert und zusätzlich das zu erwartende Risiko abdeckt, entspricht.

Da aber sowohl der Kalkulationszinssatz als auch die Nutzungsdauer und ggf. sogar der Anschaffungswert zum Zeitpunkt der Investition nicht genau bestimmt werden können, sind die verschiedenen Berechnungsgrößen der Investitionsrechnung mit gewissen Unsicherheiten belastet.

Beim Kauf einer Druckstraße kann nicht mit Gewissheit eine Aussage getroffen werden, ob die Maschine fünf, sieben oder zehn Jahre genutzt und ob zum Ende der Nutzungsdauer die Druckstraße für einen Restbetrag veräußert werden kann.


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