Im Sommer 2007 gelangte die Subprime-Krise erstmalig ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. Was mit Kreditausfällen und steigenden Zinsen im US-Interbankenhandel begann, weitete sich wie ein Lauffeuer zur weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise aus.
Höhepunkt war 2008 die Pleite der Großbank Lehman-Brothers. Im folgenden Jahr erreichte die Krise Europa und löste eine wirtschaftliche Rezession aus, in der Folge entwickelte sich hieraus eine bis heute anhaltende staatliche Schuldenkrise.
Was war passiert: Nach den Anschlägen auf das World Trade Center (WTC) in New York im Jahre 2001 fuhr die amerikanische Notenbank (FED) eine Niedrigzinspolitik.
Das Zinsniveau in den USA fiel zeitweise unter einem Prozent und bildete die Grundlage für einen Immobilienboom in den USA.
Die Immobilienpreise zogen kontinuierlich an und die Banken begannen die Immobilienvermittlung auch ohne die sonst üblichen Sicherheitsleistungen auszuweiten.
Besonderes Merkmal dieser neuen Kunden-Gruppen, die sogenannten „Subprime-Kunden“, war ihre unzureichende Bonität.
Immobilienbesitzer in den USA nutzten ihre Immobilie als „Geldmaschine“ indem sie ihr Haus und Grundstück immer günstiger refinanzieren und über die stetig steigenden Immobilienbewertungen ihre Kreditlinien weiter aufstockten.
So entwickelte sich vor dem Hintergrund der seit Jahren ansteigenden Hauspreise ein extrem fremdfinanziertes Konsumverhalten der Verbraucher.
Die ausgebenden Banken begannen nun die Subprime-Kredite zu bündeln, wieder aufzuteilen und an internationale Investoren zu verkaufen.
Da diese Papiere eine hohe Verzinsung hatten, waren die später als toxisch bezeichneten Papiere sehr begehrt und weit in die deutsche Bankenlandschaft verbreitet.
Die Abbildung 4 zeigt die Entwicklung der Staatsschuldenquote ausgewählter Länder. Zur besseren Vergleichbarkeit untereinander wird die Gesamtverschuldung eines Staates im Verhältnis zu seinem Bruttoinnlandprodukt (BIP) gesetzt.
Abbildung 4: Internationale Übersicht zur Staatsverschuldung Eigene Abbildung. Quelle: Internationaler Währungsfond (IWF), (2015): Staatsverschuldung in Prozent des Bruttoinlandsprodukts, Stand April 2014 (2014–2019 Schätzung).
Zusätzlich waren Subprime-Kredite mit Top-Ratings der Bewertungsagenturen ausgezeichnet, obwohl sie einem solchem Bonitätsrating niemals standhalten konnten.
Über den Kunstgriff der Zweckgesellschaften hebelten die Banken die Regulierung und Überwachung aus, indem Sie die Geschäfte außerhalb ihrer Bilanzierung betrieben.
Als 2006 das Zinsniveau wieder anzog und die Zahlungsausfälle der Subprime-Gläubiger sprunghaft zunahmen, fiel der Handel mit den Subprime-Krediten in sich zusammen.
Direkte Folge war, dass die Banken weltweit enorme Abschreibungen vornehmen mussten. Der Interbankenhandel kam faktisch zum Erliegen und die Realwirtschaft brach stark ein. Die zunächst auf den US-Immobilienmarkt beschränkte Krise weitete sich zu einer globalen Rezession aus, in der das Finanzsystem drohte zu kollabieren drohte.
Um die Krise zu bewältigen wurden staatliche Maßnahmen zur Stabilisierung des Bankensystems ergriffen. So legten die europäischen Staaten u. a. umfangreiche Bankenstützungs- und Konjunkturprogramme auf.
Hierdurch stieg die Verschuldung der Nationalstaaten sehr stark an. Die ursprüngliche US Subprime-Krise wandelte sich nun auch zu einer staatlichen europäischen Schuldenkrise aus.
In Europa sind insbesondere Spanien, Irland, Portugal, Italien und Griechenland davon betroffen. Die exorbitante Zunahme der europäischen Staatsschulden war der US Subprime-Krise geschuldet. Mittels einer verschärften Sparpolitik versuchten die Staaten - mehr und minder erfolgreich - die Lage wieder in den Griff zu bekommen.
Folgen dieser Politik waren drastische Ausgabensenkungen und vielerorts eine Erhöhung der Mehrwertsteuersätze sowie eine Absenkung der Löhne und Sozialleistungen.
In der weltweit geführten Diskussion über die Ursachen der US Subprime-Krise wurden neben den klassischen Rezepten wie „einer verstärkten Regulierung des Bankensektors“ oder einer intensiveren „Sparpolitik“ auch gänzlich neue Ansätze diskutiert.
So auch im Diskurs über die Ursachen des schwachen Wirtschaftswachstums. Hier rückte u. a. eine ungleiche Verteilung von Einkommen und Vermögen in den Blickpunkt. Dahinter verbirgt sich die These, dass eine weiter zunehmende ungleiche Verteilung von Einkommen und Vermögen einen negativen Effekt auf das Wirtschaftswachstum hat.
An diesen Punkt setzt Thomas Piketty (2015) mit seinem Werk „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ an.
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