Die Ökonomie entwickelt sich als Wissenschaft in einem relativ kurzen Zeitraum mit dem Beginn der ersten industriellen Revolution zwischen der Mitte des 17. und dem Ende des 18. Jahrhunderts.
Mit der Veröffentlichung von Adam Smiths „Wealth of Nations“ (1776) wurde der Grundstein für das moderne ökonomische Denken gelegt (Schumpeter 1954, S. 90).
Wir werfen einen Blick zurück, von den Anfängen der menschlichen Kultur im Zweistromland und des ökonomischen Denkens bis zu Adam Smith.
Für die Betrachtung der historischen Entwicklung orientieren wir uns an der Vorgehensweise von Josef Schumpeter in seinem Werk „History of Economic Analysis“ (1954) , und beginnen nach den ersten Spuren in Mesopotamien mit den Ansätzen ökonomischen Denkens in der griechischen Antike bei Platon und Aristoteles.
Erweitert wird die historische Perspektive um wesentliche Meilensteine der betriebswirtschaftlichen Entwicklung.
Die ersten Spuren ökonomischen Handelns stammen aus Mesopotamien und finden sich auf ca. 3000 Jahre alten Keilschrifttafeln. Es handelt sich um zum Teil noch gültige Schuldscheine, die aus der Zeit 1073 bis 1056 vor Christus datieren (Stöckelhuber 2001, S.1).
Die Keimzelle aller späteren Forschungen ist die griechische Wirtschaftslehre, wenngleich diese nie einen ebenso starken Einfluss auf unser heutiges Leben genommen hat wie die Überlieferungen in den naturwissenschaftlichen Bereichen wie beispielsweise in der Mathematik, Geometrie oder auch Astronomie (Schumpeter 1954, S.92).
Mit Xenophon (430–355 v. Chr.) und seinen Werken „Oikonomikos“ (Gespräch über die Haushaltsführung) und „De Vectigalibus“ (Mittel und Wege, dem Staat Geld zu verschaffen) erhalten wir einen ersten Eindruck über die damaligen Wirtschaftsverhältnisse.
Bereits 380 v. Chr. beschrieb Xenophon in seiner Schrift „Oikonomikos“ Aspekte des Getreidehandels, der Arbeitsteilung und des unternehmerischen Gewinnstrebens. Diese ersten Beschreibungen waren insbesondere durch die Perspektive der Hauswirtschaftsführung geprägt (Schumpeter 1954, S. 93).
Mit Platon (427–347 v. Chr.) und Aristoteles (384–322 v. Chr.) halten erste Ansätze zur Betriebsführung und des ökonomischen Denkens Einzug. Platon mit seinen Werken „Politeia“ (Staat) und „Nomoi“ (Gesetz), Aristoteles mit „Politik“ und „Nikomachische Ethik“ haben bereits die Grundzüge der heutigen Ökonomie geprägt.
Während Platon einen, aus seiner Sicht, idealen Staat entworfen hat und Geld als „ein ‚Symbol‘ zur Erleichterung des Tausches“ ansah, hatte Aristoteles 350 v. Chr. bereits einen kritischen Ansatz zu diesem Thema: „Wenn aber Geld nicht mehr Mittel, sondern Zweck des Handelns ist, dann kommt es zur Gelderwerbskunst, der Chrematistik.
Es geht dann nicht mehr darum, Gebrauchswerte zu tauschen, sondern um das Anhäufen von Geld.“ (Aristoteles: Polis) . Seine Gedanken zu Geld und Zinsen, wie beispielsweise zur Gewinnorientierung, jederzeitigen Solvenz und Risikoverteilung waren lange Zeit prägend.
Die frühen Ansätze von Platon und Aristoteles blieben für lange Zeit die einzigen zu diesem Thema. In der mittelalterlichen Gesellschaft entwickelten sich die wirtschaftlichen Theorien kaum weiter.
Eine mögliche Ursache dafür wird in der kirchlichen Haltung vermutet: „Die Kirche (hat) nie ein Paradies vor dem Tode versprochen, alles Denken war auf das ‚Jenseits’ ausgerichtet.“ (Ziegler 2008, S. 20). Damit war das irdische Leben bedeutungslos im Vergleich zu dem, was einen nach dem Tod erwartete. Dementsprechend gab es auch keine wissenschaftlichen Bestrebungen, die ökonomische Grundordnung weiterzuentwickeln oder zu verändern (Schumpeter 1954, S. 114).
Im Jahre 1202 veröffentlichte Leonardo Fibonacci (1170–1240) mit seiner Schrift „Liber abbaci“, dass aus Indien stammende „dezimale Zahlensystem“. Sein Rechenbuch erschien in italienischer Sprache und wurde mit praktischen Beispielen aus dem Wirtschaftsleben veranschaulicht.
Das Werk hatte einen großen Einfluss auf die italienischen Kaufleute, da sie mit den „indischen Zahlen“ besser und schneller rechnen konnten (Schumpeter 1954, S.).
Thomas von Aquin (1225–1274) nahm den kirchlichen Faden wieder auf und versuchte, die Lehre von Aristoteles mit der der Kirchenväter zu verbinden und beschäftigte sich in seiner „Summa Theologica“ unter anderem mit dem gerechten Preis (iustum pretium) und der Handelsspanne.
Für ihn besitzen alle Güter einen „immanenten, inneren Wert“ (valor intrinsecus) nicht jedoch Geld, welches nur einen „aufgepfropften Wert“ (valor impositus) besitzt.
Ergo ist Geld für ihn lediglich ein Tauschmittel und der Geldzins wird als Wucher abgelehnt.
Thomas von Aquin bejahte den Handel, sofern er dem Ausgleich mangelnder Waren zwischen Stadt und Land dient. Der Handel sei verwerflich, wenn er zu Lasten der Allgemeinheit geht oder die Schwächeren schädigt (Beutter 1989, S. 63 ff.; Schumpeter 1954, S. 126-139).
Weite Verbreitung fand das System der doppelten Buchführung von Luca Pacioli (1445–1517) in seinem Werk „Summa de Arithmetica, Geometria, Proportioni et Proportionalita“ (1494).
Sein Werk beschrieb zwar nicht erstmalig das doppische System der Buchhaltung, doch erreichte es durch seine weite Verbreitung, dass dem Autor Pacioli die Erfindung der Doppik zugeschrieben wurde (Schumpeter 1954, S. 213).
Mit dem Beginn der Reformation im 16. Jahrhundert beginnt auch die „Trennung von christlicher und ökonomischer Ethik. Traditionales wirtschaftliches Handeln wird durch rationales ökonomisches Handeln ersetzt“ (Ziegler 2008, S. 21).
Adam Smith (1723–1790) ging in die Geschichte als Vater der Nationalökonomie ein (Koesters 1985, S. 15). Smith veröffentlichte 1776 das Buch „An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations“ und revolutionierte damit die gesamte Ökonomie.
Smith gelang es die dato eher zerstreute Literatur zur Volkswirtschaftslehre systematisch zusammenzufassen und mit seinem Werk die Ökonomie als eigenständige Wissenschaft in der Gesellschaft zu etablieren.
Die Grundgedanken von Smith, die Freizügigkeit im Wirtschaftsleben (unsichtbare Hand), die Ablehnung eines staatlichen Dirigismus (Merkantilismus), seine Gedanken zum Lohn-Preis-Problem, zur Frage von Kapital und Zins oder zum Verhältnis vom natürlichen Preis und Marktwert der Waren haben Generationen von Nationalökonomen zu unzähligen Untersuchungen angeregt (Recktenwald 1978, S. 1 und Schumpeter 1954, S. 241).
Am weitesten verbreitet sind seine Gedanken zur Arbeitsteilung, die er als „Spezialisierung von Aufgaben“ ansieht und die damit auch wieder auf den Tauschhandel von Gütern und Dienstleistungen zurückzuführen ist.
David Ricardo (1772-1823) entwickelte die Theorie der komparativen Kostenvorteile. In seinem 1817 veröffentlichten Buch „Principles of Political Economy and Taxtation“ begründet er das „ricardianische Außenhandelsmodell“.
Demnach lohnt sich der Außenhandel für alle Volkswirtschaften, da alle Länder einen größtmöglichen Güterertrag erzielen, wenn sie Produkte mit geringen Arbeitskosten selber herstellen und die übrigen Güter im Handel (Austausch) beziehen. Darüber hinaus ist Ricardo insbesondere für seine Theorie der Bodenrente bekannt geworden (Schumpeter 1954, S. 741 f.).
Die Abbildung 2 gibt eine Übersicht zu den Meilensteinen des ökonomischen Denkens.
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